Ein Auszug aus dem Test:

Im Prinzip gibt es heutzutage zwei Arten von HiFi. Müsste ich wieder mal ein Auto-Beispiel heranziehen, um das zu veranschaulichen, dann wäre Art Nummer eins ein Gefährt, bei dem man unter der „Motor“-Haube eine Blackbox mit USB-Buchse vorfindet, in die ungefähr dreihundert zig-adrige Kabelbäume münden. Falls ein Reifen platt wäre, würde das gute Stück von selbst stehen bleiben, via Farbdisplay „Error“ melden und mitteilen, dass soeben das CallCenter des Herstellers in NeuDelhi sowie natürlich Google informiert wurde und dass man sich nun eine „App“ zum Thema Reifenhändler aus einem „Store“ herunterladen müsse.

Bei Fahrzeugart Nummer Zwei würde man dagegen unter der Haube tatsächlich einen Motor finden, nebst Keilriemen, Lichtmaschine, schwarzen Wasserschläuchen, Ölflecken und einem heiß glühenden Turbolader. Im Fall einer Reifenpanne könnte man den Pneu mühelos wechseln, weil die zerknautschte Bedienungsanleitung aus dem Handschuhfach tatsächlich wüsste, wo das Werkzeug liegt, und sogar ein Ersatzreifen vorhanden ist.

Falls Sie ein Faible für HiFi vom Typ Nummer zwei pflegen, dann wird Ihnen Olga womöglich gefallen. Ich weiß auch, wem Olga noch gefallen würde, nämlich einem alten Freund von mir, der ein notorischer Selbermacher und ein Stabilitäts-Fanatiker ist (ich nenne ihn jetzt einfach mal Franz).

Wenn Franz ein Gartentor zusammenschweißt, dann wiegt es 60 Kilogramm. Baut er eine Hundehütte, dann ist die gemauert und besitzt an den Ecken eiserne Verstärkungsbänder. Fast könnte man meinen, er hätte bei Olga irgendwie mitgemischt, zumindest sehen die stählernen Chassis-Platten, die Übertrager oder die Rückenplatte dieses Vollverstärkers ziemlich nach Franz aus. Was die Verbindungen zu dem externen Netzteil angeht, scheint er auch seine Pranken im Spiel gehabt zu haben: Ich habe jedenfalls schon Industrie-Starkstromschaltschränke gesehen, die deutlich kleinere Steckverbindungen aufwiesen. In dem Netzteil-Zylinder, der lustige hölzerne Füßchen seitlich wegstreckt, sitzen zwei Ringkerntrafos. Und der Netzschalter. Man tut also gut daran, das runde Netzteil erreichbar, aber ungefähr einen Meter weit weg von Olga aufzustellen.

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In diesem Sinne ist dieser Vollverstärker fernab aller Hauruck- und Poser-Mentalität nicht nur ein grundehrliches Produkt, sondern bodenständig im allerbesten – und auch Franz’schen – Sinne, zumal er den Langmut seines Besitzers nicht mit röhrentechnischen Zickigkeiten strapaziert. Wer sich all diese schönen Fähigkeiten sichern möchte, der kombiniert auch nicht mit einem Stromsäufer, sondern mit einem Lautsprecher, der in Bezug auf Wirkungsgrad und Impedanz (mindestens) im Mittelfeld liegt. Das Ergebnis dieser Heirat wird dann so eitel Sonnenschein verbreiten, wie man sich das wünscht, wenn man nicht mit Verstärkern experimentieren, sondern viel lieber einfach nur Musik hören will.

Den kompletten Testbericht können Sie gerne bei uns anfordern!